Veranstaltungsprogramm
2019
Mittwoch, 6. Februar 2019
Vortrag Dr. Jörg
Bofinger:
„Keltengold im
Steinzeitdorf. Archäologische Entdeckungen in Kirchheim unter Teck“
Im Vorfeld der Erschließung des
Gewerbegebiets am Hegelesberg südwestlich der Stadt Kirchheim
unter Teck wurden in den Jahren 2014 und 2015 die Reste eines
jungsteinzeitlichen Dorfes aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends
aufgedeckt. Pfostenspuren und archäologische Funde aus Gruben geben einen
Einblick in die Architektur und Lebensweise der frühesten Bauern in
Südwestdeutschland. Eine Überraschung ergab sich kurz vor Abschluss der
Geländearbeiten im Hochsommer 2015, als das Grab einer frühkeltischen Frau mit
Goldbeigaben aufgedeckt werden konnte. Obwohl das Skelett vollständig vergangen
war, ließ sich aufgrund der Lage eine außergewöhnliche Bestattung
rekonstruieren. Bronzeringschmuck, Perlenketten sowie mehrteiliger Goldschmuck
im Kopfbereich zeigen, dass es sich um die Grablege einer sozial höher
gestellten Frau aus der Zeit um 570 v. Chr. handelt.
Sowohl die Ausgrabung des Dorfes als
auch die Freilegung der Frauenbestattung im Labor wurde mit modernsten
High-Tech-Methoden durchgeführt, bei denen u.a. Fotodrohnen und 3D-Computertomographie
zum Einsatz kamen.
Dr.
Jörg Bofinger
ist seit 2009 Referatsleiter am Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen und verantwortet
dort u.a. die Operative Archäologie, Prospektion und digitale Grabungskunde.
2004 und 2005 war er Grabungsleiter auf der Heuneburg.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Mittwoch, 20. März 2019
Vortrag Dr.
Nikolai Ziegler:
"Wie ein
Kriminalroman - die ereignisreiche Baugeschichte von Schloss Weikersheim"
Von einem Renaissancebau wie Schloss Weikersheim ist eigentlich ein regelmäßig angelegtes, streng
gegliedertes Gebäude zu erwarten. Doch infolge der Fragmente einer
niedergegangenen Vorgängerburg und einer ereignisreichen Baugeschichte besteht
das Schloss aus fünf unregelmäßig aneinandergefügten Bauten. Im Vortrag wird
erläutert, warum die kühnen Baupläne des Grafen Wolfgang II. von
Hohenlohe-Langenburg für ein damals hoch modernes Schloss kurz nach Baubeginn
Ende des 16. Jahrhunderts scheiterten. Mit Hilfe eines 3D-Modells werden der Idealplan
und Teile der bisher verborgenen Baugeschichte von Schloss Weikersheim
aufgezeigt.
Dr.
Nikolai Ziegler wurde
2015 am Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart promoviert.
Seither ist er gemäß seinen Schwerpunkten in historischer Baukonstruktion und
Denkmalpflege an zahlreichen Projekten als bauleitender Architekt und im Fall
von Schloss Weikersheim als Bauforscher beteiligt.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Mittwoch, 3. April 2019
Vortrag M.A.
Anja Krämer:
„Marokko auf dem
Killesberg - Die Weißenhofsiedlung und ihre
Architekten“
Zusammen mit dem Bauhaus
in Dessau ist die Stuttgarter Weißenhofsiedlung das bekannteste
Bauensemble der Moderne weltweit. Sie entstand 1927 als Ausstellung des
Deutschen Werkbunds unter Leitung des Architekten Ludwig Mies van
der Rohe. Er holte 17 der berühmtesten Avantgarde-Architekten
nach Stuttgart, die ihre neuesten Ideen zum Wohnen zeigten. Dabei durften
weder der Bauhausleiter Walter Gropius noch der Stararchitekt Le Corbusier aus Paris fehlen. Weitere Architekten kamen aus
Holland, Belgien, Österreich und aus ganz Deutschland.
M.A.
Anja Krämer
leitet seit 2006 das Weißenhofmuseum im Haus Le Corbusier
in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung. Sie hat Kunstgeschichte, Germanistik und
Denkmalpflege studiert, als freie Bauhistorikerin gearbeitet und Lehraufträge
an der Universität Stuttgart übernommen. In ihrem Vortrag wird sie
auf die Geschichte der Siedlung, ihre Architekten und die Vielfalt der
gezeigten Ideen vor dem Hintergrund der Moderne der zwanziger Jahre eingehen.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Samstag, 18. Mai 2019:
Exkursion
„Kloster und
Kulturraum: Bingen (Hohenzollern) – Zell a. d. Donau - Obermarchtal“
Führung Prof.
Wolfgang Urban
Die Klöster der Vergangenheit
entfalteten ihre Territorien als eigenen Kulturraum. Beispiele dieser
Ausstrahlung kommen in dieser Fahrt zu Gesicht. So war die Benediktinerabtei Zwiefalten Auftraggeber des um 1505 entstandenen „Binger
Altars“. Dieser, einer Kathedrale würdige, für eine Dorfkirche geschaffene
Altar ist allein schon von seinen äußeren Maßen her – diesbezüglich nur
vergleichbar mit jenen des Isenheimer von Mathias Grünewald 1516 und des
Herrenberger Altars von Jerg Ratgeb
1519 – einer der größten spätmittelalterlichen Altäre, die je geschaffen
wurden. Er ist zugleich ein Hauptwerk, wenn nicht gar das Hauptwerk des Ulmer
Malers Bartholomäus Zeitblom und des Bildhauers
Niklas Weckmann. Wie in Bingen ließ die Benediktinerabtei
Zwiefalten andere dörfliche Gotteshäuser durch
Künstler höchsten Ranges gestalten, so verdanken die Kirchen von Dürrenwaldstetten und Zell a. d. Donau ihre Ausmalung dem
Trierer Hofmaler Januarius Zick (1730-1797), einem
der letzten großen Freskanten der ausgehenden
Barockära.
Ein weiterer Ziel- und Höhepunkt wird
der Besuch von Obermarchtal sein. Dessen Klosteranlage ist eine der wenigen
vollendeten und zugleich eine der besterhaltenen Klosteranlagen des Barock in
Baden-Württemberg. Hier waren für ihre Zeit führende Baumeister wie Michael
Thumb (1640-1690) und Johann Caspar Bagnato
(1696-1757) am Werke. Sehenswürdigkeiten eigenen Ranges sind neben der
prachtvollen Klosterkirche, der Spiegelsaal des Sommerrefektoriums und das
einzigartige Chorgestühl des Kapitelsaals von Marchtal.
1-Tages-Exkursion. Abfahrt am Sa, 18. Mai 2019 von Leinfelden/Rathaus um 7:45 Uhr, von Echterdingen/Rathaus um 8:00 Uhr. Rückkehr gegen 20:00 Uhr.
Kosten für Busfahrt,
Führungen und Eintritte für Mitglieder pro Person 55.-€, Nichtmitglieder
bezahlen 60.-€. Das Mittagessen zu 12 € in Obermarchtal ist nicht im
Preis enthalten.
Auskunft
zur Anmeldung: 0711-7977870, bis spätestens
18. April 2019
Mittwoch, 19. Juni 2019
Vortrag Lena
Mörike:
„100 Jahre
Erinnerung an den Versailler Vertrag. Das offizielle Ende des Ersten
Weltkrieges in Schulbüchern der Sieger- und Verlierermächte seit 1919“
Erinnern ist ein dynamischer Prozess,
der sich in die Vergangenheit wendet und gleichzeitig maßgeblich durch die
Gegenwart beeinflusst wird. Besonders gut lassen sich die Wechselwirkungen
zwischen kulturellem Gedächtnis, Erinnerung und Zukunftsperspektive an
Schulgeschichtsbüchern beobachten: Die Zusammenstellung der Curricula ist eine
Auswahl von Lerninhalten, die durch das kulturelle und kommunikative Gedächtnis
bedingt ist. Gleichzeitig sind Schulbücher ein Konglomerat dessen, was
(bewusst) an nachfolgende Generationen weitergegeben werden soll. Mithilfe von
Schulgeschichtsbüchern lässt sich das Geschichtsverständnis innerhalb einer Gesellschaft
zu einer bestimmten Zeit nachvollziehen; Inhalte und Formen von Erinnerung über
Jahrzehnte hinweg können untersucht werden.
Anhand der Darstellung des Versailler Vertrages in
Schulgeschichtsbüchern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und
den USA wird in Auswahl die Entwicklung von Erinnerungskultur in fünf
verschiedenen Ländern während des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Vergleichend wird die Wirkung von
historischen Zäsuren als besonderen Filtern des Geschichtsbewusstseins analysiert
und die Bedeutung von Schulbüchern für die Schaffung einer gemeinsamen
europäischen Erinnerungskultur aufgezeigt und hinterfragt.
Lena
Mörike
studierte in Heidelberg Germanistik und Geschichte und schloss 2015 mit dem
Ersten Staatsexamen ab. Während des Studiums arbeitete sie als
wissenschaftliche Hilfskraft bei der Kommission für Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an der
Edition der Max-Weber-Gesamtausgabe. Seit 2016 ist sie Doktorandin bei Prof. Dr.
E. Wolfrum am Historischen Seminar der Universität Heidelberg.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Mittwoch, 16. Oktober 2019
Vortrag Dr. Dennis
Schmidt:
„Kaiser Joseph
II. – Revolutionär vor der Revolution?“
Joseph II. regierte die österreichische
Habsburgermonarchie nach dem Tod seiner Mutter Maria Theresia 1780 für nur
knapp zehn Jahre. In dieser Zeit jedoch veränderte er das Gesicht seiner
zusammengesetzten Monarchie entscheidend. Joseph II. gewährte religiöse
Toleranz für Protestanten und Juden, schaffte Leibeigenschaft, Folter und
Todesstrafe ab. Sein gewaltiges Unterfangen blieb jedoch nicht ohne
Widerspruch. Deshalb sollen in dem Vortrag nicht nur die Reformen des
Monarchen, sondern auch die Kämpfe um die Deutung seiner Politik und die
Widerstände dagegen thematisiert werden. In seinem letzten Lebensjahr erlebte
Joseph den Beginn der Französischen Revolution. Nahm er dieser vieles vorweg?
War er gar ein Revolutionär vor der Revolution?
Dr.
Dennis Schmidt
wurde 2016 in Tübingen mit einer Arbeit zu den geistlichen Reformen des
Josephinismus promoviert. Zuvor studierte er Neuere Geschichte,
Mittelalterliche Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Tübingen
und Graz. Unter anderem kuratierte er die virtuelle
Ausstellung „www.bedrohte-ordnungen.de“.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Mittwoch, 27. November 2019
Vortrag Markus Himmelsbach:
„Provenienzforschung am Linden-Museum, Stuttgart“
Das Linden-Museum in Stuttgart gehört zu
den größten europäischen Völkerkundemuseen und verfügt über ca. 160.000 Objekte
u.a. auch aus Afrika, Nord- und Latein-Amerika und Ozeanien. Dass eine Reihe
von Skulpturen, Alltags- und Ritualobjekten unter zweifelhaften Umständen
während der Kolonialzeit in die Sammlung aufgenommen wurden, gilt als
unstrittig. Dieses „schwierige Erbe“ ist Gegenstand eines
EU-Forschungsprojektes zum „museologischen und
wissenschaftlichen Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen
Museen“, an dem das Linden-Museum teilnimmt.
Markus
Himmelsbach
ist ausgebildeter Informatiker und kam über Umwege zu den historischen
Wissenschaften. Er arbeitete u.a. am DFG-Projekt „Koloniale Welten – Eine
Vermessung des Kolonialismus in der Provinz“ mit; seit Herbst 2018 betreut er
die Provenienz-Forschung am Linden-Museum in Stuttgart.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Dem Vortrag geht die jährliche Mitgliederversammlung um 19
Uhr voraus.
Unsere Vorträge
sind wie immer kostenfrei - Gäste sind herzlich willkommen!