Veranstaltungsprogramm 2020

 

 

Mittwoch, 29. Januar 2020

 

Vortrag Dr. Denise Roth:

"Teufelsbündler oder Alchemist? - Geschichte u. Legende der Faust-Figur im Spiegel ihrer Zeit"

 

Den wenigen Quellen zufolge ist der historische Georg Johann Faust wahrscheinlich um 1480 in Knittlingen geboren und um 1540/41 in Staufen/Breisgau bei chemischen Experimenten durch eine Explosion umgekommen. Vermutlich hat er an der Universität Heidelberg Theologie und Medizin studiert. In den folgenden 30 Jahren trat Faust in vielen Städten im süddeutschen Raum auf als Arzt, Doktor der Philosophie, Sterndeuter, Magier und Alchemist. Besondere Anfeindung erfuhr er von der Kirche, die ihn als Teufelsbündler und Gotteslästerer bezeichnete. Es gab aber auch Anerkennung für seine Arzneikunst, und für höhere Auftraggeber stellte er Horoskope. Nach seinem Ende bildeten sich Legenden um seine Person. Ein erstes Werk, die „Historia von D. Johann Fausten“ von 1587 berichtet von Fausts Bündnis mit dem Teufel, der ihn schließlich mit in die Hölle nimmt.

 

Dr. Denise Roth studierte Germanistik und Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Heidelberg, wo sie 2010 auch promoviert wurde. Seit 2015 ist sie die Leiterin des Faust-Museums und -archivs in Knittlingen und wird uns die zahlreichen Bearbeitungen des Faust-Mythos in der Literatur durch die Jahrhunderte sachkundig vorstellen.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

Mittwoch, 04. März 2020

 

Vortrag Dr. Senta Herkle:

"Migration – Der deutsche Südwesten im Spiegel von Ein- und Auswanderung (1650-1830)"

 

Politische, soziale und religiöse Gründe waren in jeder Epoche Anlass, die Heimat zu verlassen und in einem anderen Land einen Neuanfang zu wagen. Zwischen 1650 und 1830 sorgten im deutschen Südwesten die Religionszugehörigkeit wie auch soziale und wirtschaftliche Gründe für Auswanderungswellen Richtung Russland, Ungarn oder auf den amerikanischen Kontinent. Zeitgleich suchten aber auch Glaubensflüchtlinge etwa aus Frankreich eine neue Heimat in südwestdeutschen Territorien. Der Vortrag möchte diese Ein- und Auswanderungswellen thematisieren, aber auch die zeitlich begrenzte Migration anhand von Gesellenwanderungen und Schwabenkindern beleuchten.

 

Dr. Senta Herkle ist Akademische Rätin a. Z. in der Abteilung Landesgeschichte der Universität Stuttgart. Im Jahr 2013 wurde sie zum Thema „Reichsstädtisches Zunfthandwerk. Sozioökonomische Strukturen und kulturelle Praxis der Ulmer Weberzunft (1650-1800)“ promoviert. Derzeit arbeitet sie an ihrem Habilitationsprojekt zur Eingliederung Vorderösterreichs in den deutschen Süden und die Schweiz.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

Mittwoch, 29. April 2020

 

Vortrag PD Dr. Joachim Brüser: 

"Vom Witwensitz zum Regierungssitz – Die Villa Reitzenstein in Stuttgart"

 

Baronin Helene von Reitzenstein ließ die Villa zwischen 1910 und 1913 in wunderbarer Halbhöhenlage über Stuttgarts Talkessel für sich als Witwensitz errichten. Aber bereits nach wenigen Jahren veräußerte sie die Immobilie. Neuer Eigentümer war das Land Württemberg, das nach längerem Leerstand hier 1925 Staatspräsidenten mit Staatsministerium unterbrachte. Auch über die Brüche von Drittem Reich, amerikanischer Besatzung und Entstehung der Bundesrepublik blieb das Haus bis heute Sitz des Ministerpräsidenten und des Staatsministeriums.

Die Villa Reitzenstein ist damit einerseits Zeugnis der großbürgerlichen Wohnkultur im Kaiserreich, die mit Gold und Marmor prunkte. Andererseits ist sie seit 1925 Machtzentrale und politisches Zentrum des deutschen Südwestens.

 

PD Dr. Joachim Brüser hat Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Tübingen und Aix-en-Provence studiert. Promoviert wurde er 2008 mit einem Thema der frühneuzeitlichen Landesgeschichte, 2017 habilitierte er sich an der Universität Tübingen mit Forschungen zur Friedenssicherung im Reich nach dem Dreißigjährigen Krieg. Nach Tätigkeiten im Landesarchiv Baden-Württemberg und als Kulturamtsleiter der Stadt Kirchheim unter Teck ist er nun im Protokoll der Landesregierung im Staatsministerium Baden-Württemberg tätig und lehrt an der Universität Tübingen.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

Samstag, den 9. Mai 2020

 

Exkursion

„Barocke Freskenwelt um Ulm: Kloster Wiblingen und Schlosskirche Erbach“

Führung Prof. Wolfgang Urban

 

Noch nicht 25-jährig schuf der vor 300 Jahren geborene Maler Franz Martin Kuen (1719 – 1771) das imposante, aussagenreiche Deckenbild des Bibliothekssaals der ehemaligen Benediktinerabtei Wiblingen. Diese künstlerische Schöpfung und die historische Wissenschafts- und Bibliothekskultur Wiblingens bilden die Ouvertüre unserer Geschichts- und Kunstfahrt in das Umfeld der ehemaligen Reichsstadt Ulm. Die Klosterkirche von Wiblingen daneben erstrahlt durch die grandiosen Fresken von Januarius Zick (1730 – 1797), eines der letzten großen Meister dieses Metiers von europäischem Rang.

In der Schlosskirche von Erbach wiederum treffen wir auf das 1768 realisierte Spätwerk von Franz Martin Kuen mit seiner Darstellung der Schlacht von Lepanto des Jahres 1571.

Eine weitere Station – nun schon auf der Heimfahrt – wird Unterwachingen sein. Das dortige Gotteshaus St. Cosmas und Damian, ein Bau von 1754 – 1756 des bedeutenden Architekten Johann Caspar Bagnato, zählt zu den kostbarsten Perlen unter den Dorfkirchen.

 

1-Tages-Exkursion.

Abfahrt 9. Mai 2020 von Leinfelden/Rathaus um 7:45 Uhr, von Echterdingen/Rathaus um 8:00 Uhr. Rückkehr gegen 19:00 Uhr.

Kosten für Busfahrt u. Eintritte für Mitglieder pro Person 60.-€, für Nichtmitglieder 65.-€.

Das Mittagessen in einem Gasthaus in Wiblingen ist nicht im Preis enthalten.

Weitere Auskunft zu Anmeldungen: 0711-7977870, bis spätestens 11. April 2020

 

 

Mittwoch, 27. Mai 2020

 

Vortrag Steffen Kaiser:

"Zwischen Hunger, Klima und Weltmarkt. Die Entstehung der „modernen“ Landwirtschaft in Württemberg"

 

Getrieben von Hungerkrisen sowie klimatischen und marktwirtschaftlichen Wandlungsprozessen mussten Politik und Landwirte im 19. Jahrhundert neue Wege gehen. Unterstützung fanden sie in der sich heraus-bildenden Agrarwissenschaft, die neue Erkenntnisse in Pflanzenbau und Tierzucht lieferte. Im Königreich Württemberg können die Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktionsweise dank der akribischen Arbeit des statistisch-topographischen Bureaus bzw. statistischen Landesamts anhand umfangreicher statistischer Erhebungen aufzeigt werden. In Verbindung mit den Ideen und Vorstellungen der politischen und landwirtschaftlichen Akteure lassen sich die Wandlungsprozesse im Agrarsektor verdeutlichen und erklären. Außerdem bieten die Veränderungen des 19. Jahrhunderts Erklärungsansätze für die Ausrichtung unserer modernen Landwirtschaft.

 

Steffen Kaiser wurde 2019 in Stuttgart zu einer agrargeschichtlichen Arbeit promoviert. Zuvor studierte er in Tübingen Geschichte und Politik und spezialisierte sich dort auf die württembergische Landesgeschichte des 19. Jahrhunderts.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

Mittwoch, 21. Oktober 2020

 

Vortrag Prof. Dr. Thomas Schnabel:

"Die Weimarer Republik 1920"

 

Aus den Erschütterungen der Nachkriegszeit nach 1918 ging das Deutsche Reich als parlamentarische Demokratie hervor. Damit verbunden war die Hoffnung auf eine Überwindung des Nationalismus und der gesellschaftlichen Normen sowie der sozialen Not, die Millionen Menschen verbitterte und radikalisierte.

In den schweren Anfangsjahren wurde die Republik von linken und rechten Extremisten bekämpft, indem sie immer wieder gewaltsame Aufstände entfachten. Das Jahr 1920 war gekennzeichnet u.a. vom Attentat auf den früheren Finanzminister Erzberger, dem Kapp-Putsch und den Unruhen in Mitteldeutschland und im Ruhrgebiet, aber auch von einer relativen Stabilität im Südwesten sowie einem kulturellen Aufbruch.

 

Professor Dr. Thomas Schnabel wird als ehemaliger Direktor des Hauses der Geschichte BW einen Einblick in dieses kritische Jahr deutscher Geschichte geben.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

Mittwoch, den 18. November 2020

 

Vortrag Dr. Tjark Wegner:

"Badekultur um 1500 im deutschen Südwesten: Heilbäder oder lüsterliche Badeanstalten?"

 

Die Badekultur im deutschen Südwesten des 15. und 16. Jahrhunderts ist von verschiedenen Einflüssen und nicht minder wenigen Vorurteilen geprägt. Die zeitgenössischen Quellen zeichnen dabei ein buntes und sich teilweise widersprechendes Bild, das im Vortrag näher ausgeleuchtet werden soll: Einerseits entsteht das Bild verruchter Badehäuser, in denen sich Prostituierte herumgetrieben und ehrenhafte junge Männer verführt hätten. Andererseits finden sich zahlreiche städtische Ordnungen, die den Kontakt von Frauen und Männern im Badehaus präventiv zu unterbinden versuchten. Zum einen gibt es Texte, die abrieten, zu häufig zu baden, zum anderen finden sich medizinische Traktate, in denen Trinkkuren und bestimmte Heilquellen wissenschaftlich untersucht und dem interessierten, gebildeten Leser dringend empfohlen wurden.

 

Dr. Tjark Wegner studierte Geschichte und Latein an den Universitäten Trier und Tübingen. Im Jahr 2018 wurde er mit dem Thema „Handlungswissen, Kommunikation und Netzwerke im Spätmittelalter. Der Ulmer Stadtrat im Konflikt mit geistlichen Einrichtungen (1376-1531)“ promoviert. Seit 2014 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen, seit 2018 ist er als Assistent von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian beschäftigt.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

Dem Vortrag geht die jährliche Mitgliederversammlung um 19 Uhr voraus.

 

 

Unsere Vorträge sind wie immer kostenfrei - Gäste sind herzlich willkommen!