Veranstaltungsprogramm 2023

 

 

·         Samstag, 21. Januar 2023, Besuch der Landesausstellung:

 

„Berauschend – 10.000 Jahre Bier und Wein“ unter Führung von Herrn Holger Starzmann, MA.

 

Ob Geburtstage, Silvester oder einfach der gemeinsame Feierabend, im sozialen Miteinander nimmt Alkohol eine bedeutende Rolle ein. Das ist aber kein Phänomen der Gegenwart: Seit 10.000 Jahren werden Bier und Wein hergestellt und konsumiert. Damals wie heute ist das Trinken alkoholischer Getränke in vielen Kulturen verwurzelt. Der Wein im Symposion der Griechen oder das Bier, das beim Zusammentreffen von größeren Menschengruppen am prähistorischen Fundplatz in Göbekli Tepe (heutige Türkei) getrunken worden sein könnte, sind nur zwei Beispiele. War Alkohol also der eigentliche „Kitt der Gesellschaft“ vergangener Kulturen – und ist es vielleicht sogar heute noch? Und wie schafft er Gemeinschaft, Identität und zugleich soziale Abgrenzung? 

 

Holger Starzmann ist gelernter Buchhändler und Magister artium in den Fächern Neuere und Neueste Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen. Als Johann Gottlob Steidele führt er als Stiftsstudent durch sein Tübingen des 19. Jahrhunderts und berichtet von Gogen und Gelehrten.

 

Wir treffen uns am Samstag, den 21. Januar um 10.45 Uhr im Foyer des Alten Schlosses in Stuttgart. Der Eintritt mit Führung kostet 8 € und wird vom Geschichtsverein eingesammelt. Bitte den Betrag passend mitbringen.

 

 

·         Mittwoch, 15. März 2023, Vortrag Ernst Kühnle:

 

„Stuttgart 1933 – Fred Uhlmans Vertreibung aus seiner Heimatstadt“

 

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten drohte dem Stuttgarter Rechtsanwalt und Sozialdemokraten Fred Uhlman die Verhaftung und Einlieferung ins KZ Heuberg auf der Schwäbischen Alb. Die rechtzeitige Flucht von Stuttgart nach Paris veränderte sein Leben radikal. Im Exil musste sich der 32-Jährige völlig neu erfinden. Als Künstler zu überleben und in England eine neue Heimat zu finden, bedeutete für Uhlman eine existentielle Wende. Seine Beziehung zu Stuttgart gestaltete sich fürderhin ambivalent. Klienten aus Plattenhardt und Echterdingen brauchte der Jurist als „Englishman“ jedenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.

 

Ernst Kühnle studierte an der Universität Stuttgart Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft und unterrichtete die Fächer über 35 Jahre an einem Gymnasium in Esslingen. Seit 10 Jahren widmet er sich der Heimatforschung.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

·         Mittwoch, 10. Mai 2023, Vortrag Frau Dr. Irmgard Müsch:

 

„Prunkuhren der Renaissance im Landesmuseum – Entstehung und Provenienz kostbarer Zeitmesser“

 

Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden für die Kunstkammern der Reichen und Mächtigen kostbare, oft vergoldete Tischuhren. Typisch waren reich verzierte Uhren mit astronomischen Anzeigen in Türmchen- oder Dosenform und Figurenautomaten. In der Sammlung des Landesmuseums befinden sich zwei qualitätsvolle Exemplare mit einem besonderen Schicksal. Nach der Anfrage einer jüdischen Erbengemeinschaft aus den USA gelang es einer Provenienzforscherin, die ehemaligen Eigentümer zu ermitteln, die 1942 durch Nazi-Verfolgung ihre Kunstsammlung verloren hatten. 2012 wurden die beiden Prunkuhren an die Erben restituiert; vereinbarungsgemäß bleiben die Uhren weiter im Museum ausgestellt.

 

Dr. Irmgard Müsch ist Kuratorin am Landesmuseum Württemberg und verantwortlich für Uhren, wissenschaftliche Instrumente, Graphische Sammlung mit Plansammlung, Sammlung Spielzeug und Spielkarten.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

·         Mittwoch, 24. Mai 2023, Vortrag Frau Anna Thaler:

 

„Fern und Nah. Die Buchillustrationen des englischen Künstlers J.M.W. Turner“

 

Bekannt ist er vor allem als Maler des Lichts: der englische Künstler Joseph Mallord William Turner. Neben seinen Gemälden und Aquarellen hat er zudem ein umfangreiches Werk von Druckgrafiken hinterlassen. So gestaltete Turner in den 1830er Jahren verstärkt Buchillustrationen für zeitgenössische Autoren. Diesen kleinen Stahldrucken geht ein Werkprozess voraus, dem im Vortrag anhand der verschiedenen künstlerischen Techniken nachgespürt wird. Die Motive beruhen auf den literarischen Texten, wobei Turner mitunter auf die Skizzen seiner aktiven Reisetätigkeiten, auch nach Deutschland und ins heutige Baden-Württemberg, zurückgreifen konnte. Eine Entdeckungstour durch Europa sowie Streifzüge in Details der Druckgrafiken: Wir reisen weit und blicken nah...

 

Anna Katharina Thaler studierte Kunstwissenschaft mit Literatur- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz, 2018 Abschluss Master of Arts. 2018-2022 Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduiertenkolleg „Rahmenwechsel. Kunstwissenschaft und Kunsttechnologie im Austausch“ der Universität Konstanz und Staatlichen Akademie der Künste Stuttgart, gefördert von der Volkswagen Stiftung.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

·         Mittwoch, 21. Juni 2023, Vortrag Dr. Tim Heilbronner:

  

„170 Jahre WMF“

 

2023 feiert die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen an der Steige ihr 170-jähriges Firmenjubiläum (1853 - 2023). Grund genug, mit diesem Vortrag die Produktgeschichte des schwäbischen, international renommierten Traditionsunternehmens etwas näher zu beleuchten. Entgegen der allgemeinen Öffentlichkeitswahrnehmung hatte diese nämlich entschieden mehr zu bieten als langlebige Kochtöpfe, solides Essbesteck oder große Gastronomiekaffeemaschinen. So umfasste das äußerst vielfältige WMF-Produktportfolio u.a. auch exquisite Tisch- und Haushaltswaren vom Historismus bis zum Jugendstil, künstlerische Kunsthandwerksobjekte der Art-Déco-Zeit in Glas, Metall und Keramik sowie galvano-plastische Bildwerke (z.B. Denkmale und Grabfiguren) und Repliken von archäologischen Funden und bedeutenden Museumsobjekten. Nachdem in den 1940er/50er Jahren die serielle Kunstgewerbefertigung eingestellt worden war, produzierte die WMF in der Folge vornehmlich Haushaltswaren mit zeitlos-funktionalem Design, wobei vor allem die Formentwürfe von Wilhelm Wagenfeld (in Silber und Cromargan) Berühmtheit erlangten, die heute wieder zunehmend das ikonisch-ganzheitliche WMF-Design beeinflussen.

2017 wurde das Historische Warenarchiv der Firma als „bewegliches Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen.

 

Tim Heilbronner studierte in Tübingen Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaft. 2012 promovierte er am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der HU Berlin mit einer monographischen Studie über katalanisch-romanische Sitzmadonnen. Nach mehrjähriger Tätigkeit als freiberuflicher Kunsthistoriker und Inventarisator im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg (u.a. Inventarisierung der WMF-Sammlung) arbeitete der Vortragende zwischen 2018 und Mitte 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Historischen Warenarchiv der WMF in Geislingen an der Steige. Seitdem ist er hauptberuflich für das Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen tätig (stellvertretender Archivleiter), widmet sich jedoch im Nebenberuf weiterhin der wissenschaftlichen Betreuung der Geislinger Produktbestände (kunstwissenschaftlicher Supervisor der WMF).

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

·         Mittwoch, 11. Oktober 2023, Vortrag Dr. Matthias Hutzel:

 

„Vom Werden und Vergehen eines Industriezweiges im Zeitalter der Hausmusik

– Der Bau von Tasteninstrumenten am Beispiel der Firma Schiedmayer in Stuttgart“

 

Dort, wo sich heute in Stuttgart das Haus der Geschichte befindet, stand bis 1944 eine der größten Klavierfabriken Deutschlands - Schiedmayer. Die Firma existiert heute noch mit einem hohen Spezialisierungsgrad fort - in Wendlingen am Neckar als Schiedmayer Celesta GmbH.

Diese Firma, die wesentlich an der Industrialisierung Stuttgarts und des Neckartals beteiligt war, hat auch auf die Fildern ausgestrahlt – durch kleinere Handwerksbetriebe, die den regionalen Markt bedienten, durch die Popularisierung des Klavieres – und auch durch Angebote für alle Arten von Arbeitskräften bis hin zum Dienstmädchen, wie das Stadtarchiv unserer Stadt erst Anfang 2022 für Emilie Schneider aus Echterdingen nachgewiesen hat.

 

Dr. Matthias Hutzel studierte Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaft in Tübingen, Kiel und Paris; Promotion an der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit einem mediävistischen Thema der französischen Geschichte. Danach Berufstätigkeit als Herausgeber, Redakteur und Prokurist in verschiedenen Verlagen und Medienunternehmen. Seit 2018 wieder wohnhaft in Leinfelden-Echterdingen.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

·         Mittwoch, 22. November 2023, Vortrag Dr. Joachim Brüser:

 

„Von Wien nach Paris – Die Brautfahrt von Marie Antoinette im Frühjahr 1770“

 

Aus politischen Gründen wurde die 14-jährige Marie Antoinette 1770 mit dem 15-jährigen späteren König Ludwig XVI. von Frankreich verheiratet. Auf der Reise von Wien durch Österreich, Bayern, Schwaben und Vorderösterreich begleitete sie bis Straßburg ein Tross von 235 Personen und 330 Pferden. Vor Straßburg wurde sie an einen ähnlichen französischen Hofstaat übergeben, der sie bis zum Schloss Versailles begleitete.

Auf der Strecke wurden eigens für diese Durchfahrt dutzende Straßen neu angelegt, Ortschaften frisch gestrichen, Schlösser renoviert und ganze Gebäude neu errichtet. Zahlreiche Gastgeber verschuldeten sich über Jahrzehnte, um für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit der Weltgeschichte auf sich zu ziehen. Zwar bekräftigte die Eheschließung kurzfristig den Frieden zwischen Frankreich und Österreich, für Marie Antoinette endete die Fahrt nach Frankreich letztlich aber auf der Guillotine der Revolution.

 

PD Dr. Joachim Brüser hat Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Tübingen und Aix-en-Provence studiert. Promoviert wurde er 2008 mit einem Thema der frühneuzeitlichen Landesgeschichte, 2017 habilitierte er sich an der Universität Tübingen mit Forschungen zur Friedenssicherung im Reich nach dem Dreißigjährigen Krieg. Nach Tätigkeiten im Landesarchiv Baden-Württemberg und als Kulturamtsleiter der Stadt Kirchheim unter Teck ist er nun im Protokoll der Landesregierung im Staatsministerium Baden-Württemberg tätig und lehrt an der Universität Tübingen.

 

Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.

 

 

Dem Vortrag geht die jährliche Mitgliederversammlung 2023 um 19 Uhr voraus.

 

 

 

Unsere Vorträge sind wie immer kostenfrei. – Gäste sind herzlich willkommen!