·
Mittwoch, 13. März 2024, Vortrag Herr Dr. Stefan
Seidendorf:
„Warum gelang nach 1945,
was in den 1920er Jahren scheiterte? Die Überwindung der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“ im Zusammenspiel zwischen Geopolitik, politischer Führung und
Zivilgesellschaft“
Das Narrativ der
deutsch-französischen „Aussöhnung“ und der Transformation der „Erbfeindschaft“ in eine „Erbfreundschaft“ wird bis heute vielfach politisch bemüht, um sich
von der Zeit vor 1945 abzugrenzen. Dabei lässt sich jedoch zeigen, dass es
bereits in den 1920er Jahren aktive Versuche gab, jenes nach dem 1. Weltkrieg fortbestehende
Konfliktpotential zwischen Frankreich und Deutschland zu entschärfen. Nicht
zuletzt der Friedensnobelprei für Aristide Briand und Gustav Stresemann (1926)
und die Gründung der ersten deutsch-französischen Gesellschaft in Berlin
(1928-1934) verdeutlichen, dass die Instrumente, die nach 1945 zum Wandel der
Beziehungen beitrugen, bereits in den 1920er Jahren existierten. Warum gelang
also nach 1945, was in den 1920er Jahren scheiterte? Nach der heute
gängigen Lesart kommt der „transnationalen
Zivilgesellschaft", also etwa den Städtepartnerschaften, dem
Schüleraustausch und weiteren Initiativen, eine entscheidende Bedeutung dabei
zu.
Der Vortrag möchte zunächst zeigen, worin die Rolle dieser Akteure lag, und
dann hinterfragen, warum und in welcher Konstellation der Beitrag der
zivilgesellschaftlichen Akteure die behauptete Wirkung entfalten konnte.
Dr. Stefan Seidendorf ist seit 2014 der
stellvertretende Direktor des dfi
(Deutsch-Französisches Institut, www.dfi.de). Dieses
Kompetenzzentrum für französische Gesellschaft, Politik und Wirtschaft besteht
seit 1948 in Ludwigsburg. Die Gründung der ersten deutsch-französischen
Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard (1950) ist eng mit der
Gründungsphase des dfi verbunden. Seidendorf hat in
Tübingen, Aix-en-Provence und Brügge Geschichte, Romanistik und Europäische
Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert und 2006 an der Universität
Mannheim in Politikwissenschaften (Dr. rer.soc.)
promoviert. Er unterrichtet an SciencesPo Strasbourg,
dem politikwissenschaftlichen Institut der Universität Strasbourg.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
·
Mittwoch,
10. April 2024, Vortrag Frau Petra Herrling:
„Albert Schöchle -
Direktor der Wilhelma und Schöpfer des Blühenden Barock“
Albert Schöchle (1905 - 1998) aus Kempten/Allgäu sorgte als
Direktor der Wilhelma ab 1933 schon für zahlreiche Auszeichnungen des Gartens.
Ab 1945 machte er sich als Kriegsheimkehrer mit Elan an den Wiederaufbau der zu
90 % zerstörten Anlage, und ab der Neueröffnung 1949 organisierte er
Ausstellungen mit Tieren. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1970
hinterließ er den einzigen zoologisch-botanischen Garten Europas und einen der
modernsten Zoos Deutschlands. Eine weitere große Aufgabe hatte Schöchle bereits 1947 übernommen, als er die Leitung des
Schlossparks Ludwigsburg bekam und ihn mit der Ausrichtung der
Bundesgartenschau 1954 sanierte. Der nach holländischem Vorbild geschaffene und
1959 eröffnete Märchengarten begründet den Erfolg des „Blühenden Barock“ bis heute.
Frau Petra
Herrling ist seit
November 2022 mit der Leitung des „Blühenden
Barock“ in
Ludwigsburg betraut. Zuvor war die Ingenieurin für Landschaftspflege im Umwelt-
und Tiefbauamt der Stadt Mühlacker tätig und verfügt über langjährige
Berufserfahrung in der Anlage und Pflege von Gärten, Freianlagen und
Erlebniswelten.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
·
Mittwoch, 08. Mai 2024, Vortrag Herr Prof. Dr.
Axel Kuhn:
„Christian Wagner aus Warmbronn
- Bauer und erfolgreicher Dichter“
Nach ausführlichen Forschungen in den
Archiven Marbach, Warmbronn und Leonberg legte Axel Kuhn die erste Biographie
zu Christian Wagner seit 100 Jahren vor. Sie zeichnet ein neues Bild des
Warmbronner Dichters, der weltoffen, im Dorf geachtet, vielfach auf Reisen und
mit den Schriftstellern seiner Zeit, z.B. Hermann Hesse, gut vernetzt war. Sein
Werk und seine Maxime, die Schonung alles Lebendigen, wurde zur Hoffnung
vieler, meist junger Menschen, die mit der industriellen und politischen
Entwicklung um 1900 unzufrieden waren. Seine Mahnungen, mit den Ressourcen auf
der Erde achtsam umzugehen, ist heutzutage aktueller denn je.
Prof. Dr. Axel Kuhn
lehrte über viele Jahre an der Universität Stuttgart Neuere Geschichte und war
damals auch wiederholt Referent beim GVLE (vgl. unsere „grüne“ Festschrift I
(1995), S. 91-102). Bis 2023 war er Vorsitzender der Christian-Wagner-Gesellschaft.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
·
Mittwoch, 05. Juni 2024, Vortrag Frau Dr. Annette Kramer:
„Stuttgart, Deutschland
und Afghanistan: viel näher als gedacht“
Im Zentrum
des Vortrags stehen insbesondere zwei, einem breiten Publikum weniger bekannte
Zeitfenster, die in die 1920er und 1970er Jahre blicken:
Die Anfänge
der deutschen Beziehungen zum unabhängigen Staat Afghanistan Anfang des 20.
Jahrhunderts wurden nicht nur durch Politik gestaltet. Wenig bekannt ist die
„Arbeitsmigration“ deutscher Fachkräfte nach Afghanistan in den 1920er
Jahren. 50 Jahre später sahen die ereignisreichen und wechselhaften 1970er
Jahre noch enge wirtschaftliche Beziehungen und eine „Zeit der Reisen“, nicht
nur von Hippies, nach Afghanistan. Politische Veränderungen sorgten bald auch
für Migration und schließlich Flucht von Menschen aus Afghanistan, auch nach
Deutsch-land. Weitere 50 Jahre später ruhen aktuell die
diplomatischen Beziehungen, nicht jedoch die Verbindungen nach Afghanistan,
wovon auch die aktuelle Sonderausstellung des Linden-Museums erzählt.
Dr. Annette
Krämer studierte
Politikwissenschaft, Geschichte und Kultur des Nahen Orients sowie Turkologie
und Portugiesische Philologie in München. 2001 promovierte sie im Fach Islam-wissenschaft
an der Ruhr-Universität Bochum. Zahlreiche berufliche und wissenschaftliche
Aufenthalte führten sie nach Mittelasien, vor allem Usbekistan. Seit September
2005 ist sie Orient-Referentin am Linden-Museum. Neben der materiellen
Kultur der islamisch geprägten Welt gilt ihr fachliches Interesse dem gelebten
Islam, aber auch praxisrelevanten Themen wie Interkultur, Partizipation und
Diversität. Besonders am Herzen liegt ihr die Kooperation mit Akteur*innen der
Stadtgesellschaft und die gemeinsame Organisation von Veranstaltungen und
Projekten.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
·
Mittwoch, 09. Oktober 2024, Vortrag Frau Lea Wegner:
„Aufstand im Herzogtum! Der Bauernkrieg in Württemberg“
Im Jahr 1525
befand sich Württemberg im Aufstand. Kaum eine Stadt, kaum ein Dorf, das nicht von
der Unruhe ergriffen wurde, in dem man sich nicht dem Aufstand anschloss. Wer
aber waren die Aufständischen, denen es als „Gemaine
Landschaft Wirtemberg“ in drei Wochen gelang, die
Herrschaft beinahe zu ersetzen, die mit Kurfürsten korrespondierten und dem
vertriebenen württembergischen Herzog Ulrich Auflagen für eine Unterstützung
seiner Rückkehr machten? Der Vortrag nimmt die Aufständischen des Bauernkrieges
in den Blick, fragt nach ihren kollektiven wie individuellen Interessen, ihrem
Vorgehen, Selbstbewusstsein und schließlich ihrer sozialen Zugehörigkeit: Armer
Bauer oder nicht vielmehr Kenner des politischen Spiels?
Lea Wegner studierte an der Eberhard-Karls-Universität
Tübingen Geschichte und Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des
Mittelalters. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaft in
Tübingen übernahm sie im Jahr 2022 die Leitung des Deutschen
Bauernkriegsmuseums Böblingen. Sie promoviert zu den Amtsträgern im
württembergischen Bauernkrieg.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
·
Mittwoch, 20. November 2024, Vortrag Frau Dr. Christine Krämer:
„Jüdische
Weinhändler in Stuttgart und die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf den
Weinhandel in Württemberg“
Zahlreiche Weingroßhandlungen in Deutschland wurden
seit Ende des 19. Jahrhunderts von jüdischen Unternehmern geführt. Dies war
auch in Württemberg der Fall. Hier erinnert heute nichts mehr an die jüdischen
Weinhändler – nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden sie
ausgegrenzt, verfolgt, vernichtet. Der Vortrag ist eine Spurensuche, die sich
mit der Bedeutung des jüdischen Weingroßhandels am Beispiel von Stuttgart
beschäftigt, Einzelschicksale aufzeigt und nicht zuletzt danach fragt, wer von
der Ausschaltung der jüdischen Großhändler profitierte und wie sich dadurch die
Strukturen im Weinhandel veränderten.
Dr. Christine Krämer studierte Landesgeschichte
an der Universität Tübingen, wo sie mit einer Arbeit über die Geschichte der Rebsorten
in Württemberg promoviert wurde. Im Jahr 2014 war sie bereits zu Gast beim GVLE
mit ihrem Vortrag zu „Metzingen und der Wein“. Die freiberufliche Historikerin
lebt in Stuttgart und veröffentlicht regelmäßig Beiträge und hält Vorträge zur
Geschichte des Weines.
Beginn: 19.30 Uhr im Bürgersaal der
Zehntscheuer, Maiergasse 8 in Echterdingen.
Dem Vortrag
geht die Mitgliederversammlung 2024 um 19 Uhr voraus.
Unsere Vorträge sind wie immer kostenfrei –
Gäste sind herzlich willkommen!